Müder Wanderer

Stand die Sonne je so tief,

Da des Tages Turm sich neigt?

Auch die Ferne, die sonst rief,

Unergründet schweigt...

Löchrig meine Schuhe sind,

Tauschen will ich sie nicht mehr,

Müde bin ich, fast schon blind,

Frei, von Wünschen leer.

Meine Wanderfrist verstrich

Wie dein Atem, Bruder Wind,

“Ziehe weiter”, heim fand ich -

Wurde wieder Kind.

All mein Sehnen weicht entwirrt

Hin zum Abendgold, versinkt,

Jeder Schatten länger wird

Und verlockend winkt.

Leise schließe meinen Kreis,

Sternenlos und mütterlich,

Nacht, die nichts vom Morgen weiß;

Komm, umarme mich!