Brief
Oma...Ich sitz' im Schatten der Kerzen, ich werd nich' hasserfüllt ster-
ben. Wie wir lachten und scherzten, dir gehört ein Platz in mei'm Her-
zen. Ich muss sagen, auch wenn ich dich nicht immer richtig verstand,
du hast mich richtig gekannt, da war was, was uns sichtlich verbannd.
"Ich vermiss dich, verdammt!" Und vor dir hatten alle großen Respekt.
Doch die Farbe meines Vaters war'n Mama's und dein großer Komplex
- "Warum?" Ich dachte Blut ist dicker als alles, als Wasser, was ich alles
gedacht hab, auch ich wär' für alle ein Laster! Trotzdem weiß ich, dass
ich auch durch dich heute bin, wer ich bin. Bin zwar vom Alter her
erwachsen, doch inn' drin immer noch Kind. "Oma!" Ich geb' alles um
jede Lebenssituation zu meistern. Bete für Kraft um mein Streben, bis hin zum Tod zu erweitern...
Refrain (2x)
Mama! Wir beide haben noch sehr viel zu regeln...Papa! Heute können
wie wieder reden...Oma! Ich vermisse dich, dieser Brief ist für euch...Ich
kann vergeben doch vergesse nie, mich hat vieles enttäuscht...
Als ich drei war zerbrach meine Welt. Du warst ein Vater der was er sagte
nicht hält, du wolltest nur Spaß und Geld. Ließt deine Tochter im Stich nur
für Alkohol und für Drogen, warst so was von verlogen, ich musste jetzt
ohne dich wohnen. Ich hab' die Trauer in Wut umgewandelt, schlug mich
mit anderen, alles geriet außer Kontrolle doch ich versuchte zu handeln.
Und nach Jahren willst du Kontakt und das ich Vater zu dir sage? An dem
Mann der vor mir stand, fand ich gar nichts mehr dran von damals. Doch
du hast nicht aufgegeben, wir konnten richtig viel reden. Manchmal lichtet
sich Nebel, man ändert sich in seinem Leben. Als meine Halbschwester
geboren wurde, war es fast perfekt doch deine neue Frau die nahm sie mir
weg und warf nir mit Dreck. Alles war wieder kaputt und wir beide wieder
entzweit. Soviel geweint hab ich noch nie, gehört zu Liebe Gewalt? Doch
für uns ist es nicht zu spät, wir ham geredet, es ist Okay. Du bist mein Vater,
der Grund warum ich hier steh und dich versteh...
Refrain (2x)
Du kamst nicht klar mit mei'm Leben, verbatst auf Parties zu gehen, hast in
mir mein Vater gesehen, ich war hart im nehmen, dass war das Problem. Ich
war eins von Hunderttausend ohne Vater aufwachsenen halb-schwarzen
Kindern da draußen, die hier nich' zu Haus' sind. Du hast mir nie genau ver-
traut, mir nie was zugetraut, kam auf die falsche Schule rauf und das hat mir
wirklich den Mut geraubt. Hast mich mit Nichtachtung gestraft, fast nichts
gesagt Tag für Tag. Hab mich gefragt wie wichtig ich war und jetzt sitze ich
da, du bist meine Ma! Du mochtest meine Freunde nicht, sagtest Tochter
enttäusch' mich nicht! Sp'n Araber ist nichts für ne Deutsche wie dich. Was
wurde getan, nur um Oma nicht zu verärgern? Und das Gewicht auf mein'
Schultern wird sichtlich schwerer und schwerer. Die Nachbarn dachten
schon wir zanken uns gern, ich sollte meine Sachen packen, im ernst, dann
hab ich Frank kennen gelernt. Es ging alles ganz schnell, volle Hallen
und Geld, hatte fast alles was gefällt doch du warst in 'ner anderen Welt. In
der wichtigsten Phase meines Sterbens hast du gefehlt, ich wollte werder mit
dir reden, noch dich sehen. Doch ich regelte mein Leben und ich ebnete den
Weg nach dem Beben, hab mich so nach dir gesehnt, trag deine Gene in
mein Wen'. Ich weiß, du wolltest das Beste für mich, hattest dein' eigenen
Stress. Bist verletzlich wie ich, warst verlässlich, das schätze ich. Und ich war
immer gepflegt und hatte genug im Magen. Wir hatten auch gute Tage. Ich
hoffe auch gute Jahre...!
Refrain (3x)